Ausgesprochen
das geschreibe zerissen. das gespräch verjagt.
die letzten überlebenden worte fliehen klettern zwischen die zeilen, sich angstvoll verkriechend in dunklen hohlräumen.
ihrer satzhülsen entkleidet, liegen sie bloß und nackt, drängen sich haltsuchend aneinander, sehen sich fragend an, erkennen ihre innere leere und warten auf das ewige vergessen
schrei nach dem sinn – unerhörte stille.
schrei nach der wahrheit – wahrheit wahrheit
doch da – ein einziges wort steht mutig auf
bahnt sich strahlend brennend raum –
ein einziges wort – wieder und wieder missbraucht. verbraucht.
wird es jetzt auch zu schall und rauch
zu asche zu staub
…?
2014
menschen
auf den glatten stadtstraßen mit ihren wortgewandten plakaten menschen sie sich
stumm hintereinander herlaufend wie auf einem endlosen fließband und
schauen aneinander vorbei.
der stille himmel schaut zu und denkt sich nichts
alltagsgrau die mienen steinhart ungebrochen schweigend
es gibt auch nichts zu sagen
denn niemand hat etwas zu erzählen
und keiner hört dem anderen zu.
2008
spielen
leben spielen masken tragen – existenz im portemonnaie
ein dasein im gläsernen palast in einem märchen aus seelenlosem traum
auf bürgerlich sauberen straßen verwirkliche ich mich täglich selbst
im klar definierten alltagsraum
leere hohle kameraugen folgen richten mich – längst verbrüdert
fester glaube an mich – das wer ich eingehaucht von führenden marionetten
bin ich sprachrohr geschminkter worte – mundtot gekauft
immer freundliche freizeitindustrie produziert dirigiert
lebensentwürfe im überfluss für jedermann
tausch von blasser idendität gegen kunterbunte massenware
eingekauft im sonderangebot fällt keiner aus der rolle beim gesellschaftsspiel
durchleuchtung statt erleuchtung als gewinnbringendes ziel
die gedanken sind frei lese sehe höre ich
verkleidete worte auf dünnhäutiger information
diese mutter der nation stillt uns taub blind
und stirbt am ende an der wohlstandskrankheit
in schöner neuer welt proben wir das virtuelle nichtstun
wände katastrophen mauern masken tragödien fassaden
ziehen gedanken verloren vorbei an leeren hohlen augen die folgen unerkannt
brüche risse im miteinander mit einander gleicher faltenloser miene kaschiert restauriert repariert
masken tragen leben inszeniert um scheine zu wahren
das publikum: ein gleichgültiges wir
einander aus der ferne betrachtend schalten wir uns ein und aus.
gefilmt durchleuchtet identifiziert – doch nie durchschaut verlass ich jetzt das hier
und folge dem was hinter der kulisse ist – auf dass ich mich darin verlier
denn jeder hat zwei leben.
2007
Bearbeiteter Auszug aus „Das Reich der Musik“
Still, leise traumtrunken erwachte in ihr ein Summen, wuchs Ton für Ton aus schattendunklen Tiefen hervor und glühte zart. Zauberspielerisch bahnten die Töne sich Raum, berührten, rieselten als sanfte lichterne Laute sich wandelnd zu Klangregen, ihrer Seele Saiten überströmend. Eine daraus ertönende, leuchtende klangfarbene Sinfonie spiegelte ihr alles was war und was sein wird. Ungeahntes hörte sie, badete, ertrank fast im sich lautenden Rauschen der Melodien. Es eröffneten sich ihr Klangmeere, umflossen sie verheißungsvoll glitzernd. Und dann begann sie zu singen, ihren innersten ineinander fließenden Kräften hingegeben. Wie geschmeidiges hell tönendes Gold durchdrang ihr Gesang die dunkle Allnacht. Alles um sie herum, alles an ihr und in ihr war grenzenlose Musik, sie strahlte warm und hellgolden wie der erste aufwärts strebende, sich rundende Stern. Das All erbebte und die Zeit versickerte ungehört in tosender Ewigkeit …“
2008